Der Brückenbauer
In dem hier verkürzt dargestellten ZEIT-Artikel (Quelle: siehe unten) wird das Projekt des in Hannover lebenden türkischstämmigen Soziologen Ramazan Salman vorgestellt, welches vorsieht, Migranten mit dem deutschen Gesundheitssystem vertraut zu machen.
Die Notwendigkeit, in Deutschland lebende Migranten mit dem deutschen Gesundheitssystem vertraut zu machen und für das Thema Gesundheit zu sensibilisieren, erkannte Ramazan Salman, gebürtiger Türke, vor 20 Jahren. In Hannover gründete er zu diesem Zweck in Kooperation mit der Medizinischen Hochschule Hannover das Ethno-Medizinische Zentrum, in dem er sogenannte „Mediatoren im Gesundheitswesen“ ausbildet. Sein Projekt, „Mimi – Mit Migranten für Migranten“ sieht vor, dass Einwanderer, die gut Deutsch sprechen und sich Deutschland verbunden fühlen, später die Menschen beraten und informieren, die Probleme haben, sich in Deutschland zurechtzufinden.
Als in den späten 80er Jahren die Aids-Angst kursierte, legte der einst angehende Medizinsoziologe Salman mit einer Studie über die Sexualität männlicher Muslime den Grundstein für seine spätere Arbeit. Mit dem Einsatz von „Integration“ reagierte er auf den erwiesenen Aufklärungsbedarf der jungen Männer.
Heute umfasst die Arbeit der Mediatoren Projekte von der Aids-Aufklärung bis zur Suchtberatung. An 38 Standorten in der Bundesrepublik sind die Lotsen inzwischen tätig und sprechen 15 Sprachen von Russisch bis Persisch. Finanziert werden die Aufklärungskampagnen in der Regel von den Verbänden der Krankenkassen und den Landesregierungen. Widerstände und die Bequemlichkeit der Behörden überwinden, gehört für Salman ebenso zum Arbeitsalltag wie die Aufklärung darüber, dass das deutsche Gesundheitswesen für alle da ist. Dass es für Migranten keiner Sonderbehandlung bedarf, sondern, dass es mit Hilfe der vorhandenen Stellen und finanziellen Mittel möglich sein müsse, der bestehenden Nachfrage gerecht zu werden, dafür setzt sich Ramazan Salman ein. Denn wie jüngst veröffentlichte Studien über die unzureichende Integration türkischer Einwanderer belegen, besteht augenscheinlich sowohl auf deutscher, als auch auf Migrantenseite weiterhin Bedarf für eine Annäherung.
DIE ZEIT, 5. Februar 2009, Nr. 7, von Judith Scholter
Vollständiger Artikel unter https://www.zeit.de/2009/07/C-Unternehmer [Stand: Mai 2009]