Fallmanager und Arbeitsvermittler – Interkulturelle Kompetenz als Schlüsselqualifikation in Agenturen für Arbeit und Beschäftigungsförderung
Deutschland ist ein Einwanderungsland. Damit einhergehende kulturelle „Clashs“ zwischen Personen aus verschiedenen Kulturen finden tagtäglich auch im Feld beruflicher Beratung und Vermittlung statt. Häufig sind diese Missverständnisse jedoch nicht offen als interkulturelle Kommunikationsprobleme erkenntlich. Wer als Fallmanager oder Arbeitsvermittler für die interkulturelle Begegnung sensibilisiert ist, erspart sich selbst Frustrationserlebnisse sowie Arbeitsmehraufwand und steigert zudem die Erfolgsquote seiner Arbeit.
Die Tätigkeit als Fallmanager oder Arbeitsvermittler in Arbeitsagenturen, Job-Centern oder der Beschäftigungsförderung stellt hohe Anforderungen an soziale und kommunikative Kompetenzen. Der interkulturellen Komponente der Kommunikation wird jedoch noch immer nicht ausreichend Rechnung getragen. Case Manager und Klienten missverstehen sich und der Beratungs- und Vermittlungsprozess kann letztlich nicht erfolgreich abgeschlossen werden. Dabei sprechen die Zahlen für sich: Während beispielsweise die Ausbildungsplatzquote für Jugendliche mit Migrationshintergrund bei lediglich 23,7% lag, waren es bei den deutschen Jugendlichen 57,5% – und die Chancen für Zugewanderte sind weiter im Sinken begriffen.
Programme wie das „ESF-Bundesprogramm zur arbeitsmarktlichen Unterstützung für Bleibeberechtigte und Flüchtlinge mit Zugang zum Arbeitsmarkt“ oder der Nationale Integrationsplan (NIP) von Bund, Ländern, Kommunen und wichtigen zivilgesellschaftlichen Akteuren reagieren auf die Lage am Arbeitsmarkt. Durch umfassende Maßnahmen soll die berufliche Integration von Menschen mit Migrationshintergrund gefördert werden. Im Arbeitsalltag der Vermittler und Fallmanager bedeutet dies eine Intensivierung des Kontaktes mit Personen fremdkulturellen Hintergrunds.
Fallbeispiele aus der Praxis machen deutlich, dass eine gescheiterte Vermittlung und Integration ihren Ursprung sehr häufig in fehlgeschlagener Kommunikation mangels fehlender interkultureller Kompetenz hat. Konflikte wie jener, bei dem der Case Manager seine relativ gut Deutsch sprechende Klientin in eine Maßnahme schickte und sich erst dort herausstellte, dass sie nicht alphabetisiert war, zeigen, wie wichtig eine Gesprächsführung unter Berücksichtigung fremdkultureller Eigenheiten ist.
Aber auch Ressourcen werden oft nicht erkannt: Ein hochqualifizierter IT-Spezialist wird seine Fähigkeiten nicht selbstdarstellerisch verbalisieren, wenn er aus einer kollektivistischen Kultur wie Indien kommt. Ihm dann einen Job zu vermitteln, für den er völlig überqualifiziert ist, wird zu Frustration und Scheitern des Arbeitsverhältnisses führen.
Der Fallmanager/Arbeitsvermittler hat insofern eine zentrale Position, wenn es um die Integration von Migranten geht. Weiß er um die Varianz kulturspezifischer Denk- und Handlungsmuster, so kann er optimale Maßnahmen für seine Betrauten wählen und sorgt für Zufriedenheit auf beiden Seiten – und nicht zuletzt wirtschaftlichen Nutzen.
Die Integration von Zuwanderern auf dem Arbeitsmarkt bleibt eine der großen gesellschaftlichen und politischen Herausforderungen Deutschlands. Der interkulturell sensibilisierte Case Manager kann an dieser Stelle einen großen Beitrag leisten. Das Institut für interkulturelle Kompetenz und Didaktik (IIKD) bietet in Kooperation mit IKUD® Seminare ein speziell an diese Zielgruppe gerichtetes Seminar an. Die Analyse kritischer Ereignisse aus dem Arbeitsalltag steht am Anfang eines Lernprozesses, der über die Vermittlung theoretischen Wissens über Kulturstandards bis hin zur praktischen Entwicklung eines Handlungsleitfadens geht. Übungen, Simulationen und Rollenspiele decken den Anteil des Lernens auf der Erfahrungsebene ab, der dann auf der Anwenderebene durch Reflexion zur Anwendung in die Praxis führt.